Weinglossar

Erläuterungen zu den Begriffen rund um den Wein

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Der Flubbes

Joachim Barden (aus Kreisjahrbuch Cochem-Zell 2003)

Früher wurde in schlechten Zeiten für den Alltag, für Tagelöhner oder einfach von ärmeren Leuten, die ihren guten Wein verkaufen mussten, "Flubbes" gemacht. Sozusagen Wein vom zweiten Aufguss. Wenn bei der Weinlese die Trauben gepresst sind, entsteht der Trester. So nennt man die Rest der Trauben, die in der Kelter verbleiben. Und genau diese Trester, die an sich keinen Wert mehr darstellt, wurde noch einmal aufgelockert, also "offfgebräggelt" und dann gewässert. Mit diesem Einweichen wollte man den Traubenresten die letzten Weinreserven entlocken. Nach dem diese Maische noch einmal gekeltert war, wurde dieser Weinersatz in ein besonderes Fass gelegt und im Laufe des Jahres getrunken. Die Qualität dieses Weines war natürlich sehr gering und so hat sich der Ausdruck "Flubbes" für alle schlechten Weine eingebürgert. Dieser "Flubbes" ist jedoch keine Erfindung unserer Zeit, er wurde vor mehr als 2000 Jahren beretis in Griechenland und bei den Römern hergestellt. So schreibt Columella, ein römischer Landwirtschaftsexperte vor mehr als 2000 Jahren: Den besten "Nachwein" stellt man her, indem man dem Trester süßes Wasser in der Menge von einem Zehntel des ausgepressten Mostes zuführt. Dazu gießt man Sirup, Schaum vom Mostsaft und Hefe über die Tester und lässt sie einen Tag einweichen. Am nächsten Tag trete man alles gut durch und werfe es unter die Presse. Ähnlich sind die Rezepturen die Plinius über den griechischen "Nachwein" berichtet. Plinius schreibt weiter: "Eigentulich ist es ja kein Wein, er wird aber dennoch als Wein bei den Tagelöhnern und Söldnern gezählt". Die Griechen nannten diesen Wein "deuterion". Bei den römischen Legionären war es der "posca'".

Sollte es Ihnen irgenwann  einmal passieren, dass Sie einen Wein verkosten, der ihnen überhaupt nicht schmeckt, dann sagen sie nicht "wad os dad fia en Flubbes" sondern sagen Sie: Was für ein "deuterion" oder "posca", sie erhalten sich den Winzer nicht nur als Freund, sondern sie steigen noch in seinem Ansehen.