Bevölkerungsentwicklung in Briedel

 

Die Zahl der Bewohner des Ortes Briedel, die bis zum Ausgang des Mittelalters relativ konstant blieb, hat sich danach in vielen Jahren zunächst wellenförmig nach oben entwickelt, um nach dem Höchststand von 1939 kontinuierlich zu fallen.

In den von der Landwirtschaft geprägten Jahrhunderten bis zum Beginn der Neuzeit boten die verhältnismäßig großen Wald- und Weideflächen sowie deren Nutzung mittels Loh- und Schiffelwirtschaft eine ausreichende Nahrungsgrundlage für die Familien. Hungersnöte infolge von Schlechtwetterperioden im Mittelalter und der frühen Neuzeit sowie Seuchen (Pest) und ständige Kriegswirren begrenzten die Bevölkerungszunahme.

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts liegen uns keine verlässlichen Einwohnerzahlen vor. Briedel ist mit 2.700 Hektar Gemarkungsfläche eine der flächengrößten Gemeinden der Region. In Betrachtung der Gemarkungsbildung in der nachrömischen bis karolingischen Zeit und der damals nach der Anzahl der Familien bemessenen Größen der frühen Markgenossenschaften, dürfte unser Ort schon sehr früh eine stattliche Einwohnerzahl aufgewiesen haben. Auch aufgrund der Tatsache, das Briedel schon vor dem Jahre 748 eine selbstständige Pfarrei mit, wie schon damals üblich, eigenem Zehntrecht war, weist auf eine nennenswerte Bevölkerungssumme hin. Im Vergleich mit ähnlich gelagerten Pfarrgründungen dieser frühen Zeit schätzen wir die Anzahl der Seelen um das Jahr 800 auf circa 400.

Die Jahrhunderte andauernden Streitereien um die Vogteirechte, die Steuern und den Zehnt sowie die 1315 erfolgte Inkorporation in das Kloster Himmerod zeugen von einer hohen Steuerkraft der Gemeinde und den damit verbundenen einträglichen Pfründen. Dies weist gleichfalls auf viele abgabefähige Lehnsleute hin. Desgleichen gilt für die Verleihung der Stadtrechte an Briedel aus dem Jahre 1376.

Die Steuerliste von 1624 ist der erste amtliche Nachweis, dass in Briedel 101 Familien (Haushalte) lebten. Das entspricht etwa 500 Einwohnern.

Der 30-jährige Krieg, gefolgt von den Erbfolgekriegen, führte zu einer hohen Dezimierung der Bevölkerung. Verstärkt wurde dies noch von einer Pestepidemie. Vom Juni 1635 bis August 1636 sind im Kirchenbuch 101 Sterbefälle verzeichnet. Ob das wirklich alle Todesfälle sind, ist nicht nachprüfbar und die gestorbenen Kleinkinder (vor der Erstkommunion) wurden i.d.R. erst gar nicht im Sterbebuch aufgezeichnet. Ein Pfarrer notierte später in der Chronik: „Die Pest raffte in den letzten Monaten ein Drittel der Bevölkerung hin".

1656 nennt der Ortsschematismus des Erzbistums Trier für Briedel 200 Kommunikanten (Pfarrkinder über 13 Jahre).

1663, in der nächsten vorliegenden Steuerliste, sind nur noch 75 Familien (ca 375 Personen) erfasst, 1667 nur noch 66 Familien. Das bedeutet einen Rückgang der Bevölkerung um rund 25 %.

In den Folgejahren nahm die Einwohnerzahl kontinuierlich zu und 1702 hatten wir dann mit 102 Familien wieder den Stand von vor dem 30-jährigen Krieg erreicht.

Die erste schriftlich überlieferte Amtsbeschreibung nennt uns für 1784 insgesamt 732 Einwohner, die in 138 Häusern lebten.

Von nun an nahm die Population, auch infolge der verbesserten hygienischen Verhältnisse und der nicht mehr so stark von Krieg und Fehden betroffenen Bevölkerung, rasant zu. Der Weinbau erlebte eine erste Blüte und ermöglichte den Briedelern, neben der Produktion von Nahrungsmitteln zum Eigenbedarf nun auch den Gelderwerb durch den Weinverkauf. Diese Einnahmen konnten zum Kauf von Bedarfsartikeln, aber auch zur Aufstockung des Grundbesitzes eingesetzt werden. Die Säkularisierung durch die französischen Revolutionstruppen ermöglichte den Winzer, viele bisher in kirchlichem und ritterlichem Besitz befindliche Weinberge als Eigenland zu erwerben. Wegfallende Pacht- und Zehntabgaben führten zu steigenden Einkommen.

Die bei uns übliche Realteilung des Besitzes im Erbfalle führte zu extrem kleinem Grundstücksbesitz. Mehrere schlechte Ernten lösten Hungersnöte aus und viele Familien konnten von ihrem Land nicht mehr leben. Die rheinische Weinkrise verursachte eine enorme Verschuldung der Winzer und führte zur Verarmung der meisten Einwohner.

Intensive Werbung um Auswanderer nach Südamerika und der Traum vom besseren Leben in Nordamerika fielen daher in Briedel auf fruchtbaren Boden. Rund 600 Personen vom Greis bis zum Kleinkind, verkauften Ende des 18. und im 19. Jahrhundert all ihr Hab und Gut, verließen die Heimat ihrer Väter und schifften sich zur Fahrt in die neue Welt ein.
Nach Ungarn = 39, nach Brasilien = 446, nach Peru = 40 und in die USA = 60.

Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 erlebten 1.510 Einwohner.

Trotz diesem Aderlass von überwiegend jungen Leuten wuchs die Bevölkerung weiter.
Aufgrund der herrschaftlichen Verhältnisse zum Kloster Himmerod und dem Kurfürstentum Trier hatte die Reformation in Briedel keine Ansatzpunkte und der Ort blieb komplett katholisch. Bei der Volkszählung 1885 werden nur 7 Evangelische und 4 Juden bei 1.436 Katholiken genannt.

Die beginnende Industrialisierung bot nun auch Arbeitsplätze und damit Einkommen außerhalb der begrenzten Landwirtschaft. Eine ganze Reihe junger Personen fand eine Arbeitsstelle in den aufstrebenden Industrien der großen Städte und zog fort.

Mit dem Jahrtausendwechsel überschritten die Briedeler die 1.600.

Der erste Weltkrieg brachte den nächsten Einschnitt, 78 junge Soldaten (im besten biologischen Alter) gaben ihr Leben fürs Vaterland. 1925 dann werden nur 2 Evangelische und 1 Jude bei 1.832 Katholiken aufgeführt. Erst durch Zuzüge nach dem 2. Weltkrieg kamen mehr Evangelische und Konfessionslose nach Briedel

Ungebrochen setzte sich das Bevölkerungswachstum fort und wurde noch von der Gründung der Siedlung Briedeler Heck mit ca 100 Einwohnern verstärkt. Ende 1939 war dann mit 1.887 Einwohnern der Höchststand erreicht. Der aufkommende Fremdenverkehr bot vielen auskömmliche Einkommen.

Auch im zweiten Weltkrieg mussten 115 junge Briedeler Männer ihr Leben auf dem Felde lassen.

Trotz Wirtschaftswunder und blühendem Tourismus ging die Einwohnerzahl nun kontinuierlich zurück. Fehlende regionale Arbeitsplätze in Industrie und Dienstleistungssektor sowie die Minderung des Arbeitskräftebedarfs im Weinbau durch Mechanisierung, trieben die jungen qualifizierten Söhne und Töchter weg in die Ballungszentren. Zunehmendes Lebensalter konnte die geringeren Geburtszahlen nicht auffangen und so beschleunigte sich der Bevölkerungsrückgang.

Ende 1996 zählten wir noch 1.060 Katholiken, 105 Evangelische und 72 ohne Angabe zu den Briedeler Einwohnern. Diese 1.237 Personen wohnten in 409 Häusern.

In den letzten Jahren werden die plötzlich leerstehenden Wohnhäuser von ruhesuchenden Familien aus den hektischen Städten als Zweitwohnsitz gesucht. Der Anteil der mit Zweitwohnsitz in Briedel verzeichneten Personen liegt heute schon bei fast 15 %, (128) wohingegen die „echten" Einwohner auf 992 Ende 2011 zurückgefallen sind. 465 Häuser mit 549 Wohnungen stehen diesen zur Verfügung. Die starke Überalterung, ein Drittel der Einwohner sind über 65 Jahre alt und nur 31 Kinder unter 10, zeigt sich auch in den vielen Einpersonenhaushalten.
Zum Vergleich: 1871 liefen 444 Kinder unter 10 Jahren durchs Dorf, das entsprach relativ etwa dem Zehnfachen.

Bedingt durch die ländliche Struktur und den mangelhaften Personennahverkehr verfügen die Briedeler heute über 605 PKW und 282 sonstige Fahrzeuge (Traktoren, Motorräder etc.).

Quellen:
Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz, 1874
Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, 1888
Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen, 1930
Stadtarchiv Trier, Steuerlisten L 10/18
Amtsbeschreibung des Oberamtes Zell von 1784, LHAKo 1 C 7941-43
Lichter Eduard, Das Erzbistum Trier 1569/1571
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816, 1996
Ortschronik Briedel
Stat.Landesamt RLP: www.infothek.statistik.rlp.de vom 16.1.2013

 

Die Entwicklung der Einwohner von Briedel nach Hauptwohnsitz

einwohner grafik