Auswanderer nach Südosteuropa
Ungarn/Banat/Galizien/Serbien
Nach den Türkenkriegen waren die Regionen in Ungarn und Serbien fast völlig entvölkert. Der österreichische Kaiser bemühte sich daher, Siedler aus Westeuropa, insbesondere den westdeutschen Landen anzuwerben, um den Ostteil seines Reiches wieder zu bevölkern und gleichzeitig ein Bollwerk gegen evtl. Rückkehr der Türken aufzubauen.
Armut, Hungersnöte und politische Unterdrückung bildeten den Nährboden für die positive Aufnahme der Werbung und viele Familien machten sich auf den Weg ins gelobte Land. Während die Schwaben (Donauschwaben!) und Pfälzer die größten Kontingente bildeten, waren aber auch einige Gruppe von Mosel und Eifel unter den Auswanderern.
Bereits in der ersten Periode von 1722-1736 dürften auch einige Briedeler Familien weggezogen sein. Der Schultheiß von Briedel wurde nämlich schon 1726 zu seinem Amtmann nach Zell beordert, da einige Untertanen "nach Ungarn" auswandern wollten. Genaue Aufzeichnungen und Namen darüber sind nicht überliefert.
Während im Landeshauptarchiv keinerlei Hinweise auf die Ungarn-Auswanderer des 18. Jhds. vorhanden sind, finden wir auch in den Kirchenbüchern nur spärliche und vereinzelte Hinweise. Heutige Forschungen sind daher auf die amtlichen Registrierungslisten der kuk-Verwaltung in Wien angewiesen. Dort finden wir erst in der dritten Welle die Moselaner.
Die Briedeler Gruppe zog gemeinsam u.a. mit mehreren Reiler Familien Ende März 1786 los. Zu Fuß, das große Gepäck auf Ochsenwagen, gings über den Hunsrück und durch Franken zur Donau.
Ulmer Schachtel, das typische Auswandererschiff auf der Donau
In Regensburg gingen Sie auf ein Schiff, die sogenannte "Ulmer Schachtel", das typische Auswandererschiff auf der Donau und über Passau gings die Donau hinab nach Wien. Hier wurden grundsätzlich alle Auswanderer registriert, die Briedeler z.B. am 10./11. April 1786 und zur Ansiedlung in die "ungarischen Lande" eingewiesen. Dabei erhielten Sie auch das versprochene Handgeld. Nach zwei Tagen ging es per Schiff weiter über Budapest bis Karlowitz. Von hier aus dann auf dem Landweg über das Kloster Kruschedal und Irig nach Neu-Ruma, wo der Treck am 29. April 1786 ankam. Schon die versprochenen Transportfuhrwerke am Kai von Karlowitz fehlten und mussten erst besorgt werden. Die ganze Gruppe von rund 600 Familien kam nicht, wie in der Werbung versprochen, auf kaiserliches Kronland, sondern im Zuge einer laufenden Privatansiedlung auf die Güter des Grafen Pejacsevich in Syrmien / Banat in der Region um Ruma. Diese Ansiedlung erwies sich als eine große Katastrophe, da die schon dort Siedelnden und die Gutsverwaltung über die Ankunft nicht richtig informiert und von der Menge der Zuwanderer völlig überfordert waren. Es waren weder ausreichend Unterkunftsmöglichkeiten vorhanden noch ausreichend Nahrungsmittel. Auch das versprochene Bauholz stand nicht zur Verfügung, da die vorgesehenen Wälder in militärischem Sperrgebiet lagen und dort das Abholzen verweigert wurde. Eine Sumpffieberepedemie (Malaria), begünstigt durch die engen und unhygienischen Wohnverhältnisse, raffte fast ein Drittel der Bewohner dahin. Viele andere brachen ohne amtliche Genehmigung auf und zogen weiter und zerstreuten sich in den ungarischen und serbischen Landstrichen. Zum Ende des Jahres 1786 waren nur noch 15 % der Ansiedler in Ruma nachweisbar, darunter die Familie Mees als einzige der Briedeler. Aber auch Ihre Spur verliert sich danach.
Spuren einiger anderer Briedeler, Pündericher und Reiler Familien sind in den Kirchenbüchern von Batschalmasch und Brestowatz zu finden.
Gegen Ende des 19. Jhds. setzte eine Auswanderungswelle vom Banat in die USA ein, die sich nach Ende des I. Weltkrieges noch verstärkte. Deportation und Vertreibung nach dem II. Weltkrieg führten dann zu einem Exodus der noch verbliebenen Deutschen.
Quellen:
Wilhelm/Kallbrunner: Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa
Stefan Stader: Sammelwerk donauschwäbischer Kolonisten
Werner Hacker: Auswanderungen aus Rheinpfalz und Saarland im 18. Jahrhundert
Anton Krämer: Auswanderungen in das Banat im 18. Jh. (Kreisjahrbuch Cochem-Zell 2008)
Internet:
www.hog-ruma.de = Rumaer Dokumentation 1745 - 1945
Frau Liane Falzboden hat mir bei der Suche des Verbleibs in Ungarn wertvolle Informationen gegeben und mir geholfen. Dafür danke ich Ihr.
aus Briedel wanderten Ende März 1786 aus:
Back | Peter Margarethe geb. Baur Johann Peter |
34 J. 26 J. 3 J. |
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Hentges | Nikolaus Maria Johanna geb. Baur Anna Maria Maria Elisabeth Nikolaus |
36 J. 29 J. 10 J. 5 J. 2 J: |
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Marci | Heinrich Nikolaus Maria Anna geb. Hartmann Johann Elisabeth Elisabeth NN |
51 J. 49 J. 28 J. 19J. ? |
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Meiß/Mees | Franz, Witwer Franz-Josef Johann Johann Peter Maria Johanna Maria Elisabeth Maria Catharina |
48 J. 14 J. 17 J 9 J: 23 J. 23 J: 25 J. |
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Stadler | Matthias Elisabeth geb. Goldschmdit Anna Maria Matthais Anna Catharina Maria Elisabeth |
39 J. 38 J. 10 J. 9 J. 7 J. 4 J. |
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Unkelbach (Onkelbach) |
Johann Ursula geb. Stölpen Johann Johann Konrad Anna Catharina Maria Elisabeth Ursula Anna Maria Gertrud Ursula |
45 J. 45 J. 21 J. 20 J. 18 J. 15 J. 11 J. 9 J. 5 J. |