Der Kulturkampf im Deutschen Reiche

- Auswirkungen in Briedel -

 

In den ersten Jahren ihres Bestehens werden die Christen, geil staatlich gefördert, verfolgt. Mit Kaiser Konstantin kommt eine Welle der Anerkennung als freie Religion. Das römische Recht gab allen Religionen Freiheiten, sofern sie nicht gegen Reich und Kaisertum waren.
Es bestand eine strikte Trennung zwischen Kirche und Staat.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Richtungen des christlichen Glaubens. Analog der Trennung des Römischen Reiches in West- und Ostrom, trennten sich die orthodoxe byzantinische Kirche von der römischen Kirche. Auch hier prallten verschiedene Ansichten mit der Zeit aufeinander und so entwickelten sich einige Strömungen, insbesondere die Arianer waren gegen die zentrale Gewalt aus Rom.

Der Bischof von Rom als richtungweisender Bischof suchte die Spaltung zu verhindern und den Bischofsstuhl, der zum Papststuhl herausgebildet wurde, zu stärken. Die Verbindung zu den fränkischen Merowingern, die 498 in der Taufe von Chlodwig I. gipfelte, brachte dem Papsttum die notwendige weltliche Schutzmacht und die römische katholische Linie konnte die anderen als Irrlehre brandmarken und bekämpfen. Erkenntlich an der Kaiserkrönung Karls des Großen und seiner Nachfolger hatte die Kirche nunmehr auch in weltlichen Dingen im Deutschen Reich Mitspracherechte. Das Klosterwesen und die hohe Bildung (Schreib- und Lesefähigkeit) des Klerus festigten die kirchliche Stellung während des Mittelalters enorm.

Kampf gegen die starke Einflussnahme des Papstes war dann auch ein Grund für die Reformation. Da hierbei die religiöse Weisungsbefugnis vom zentralen Rom auf die vielen kleinen Landesherren überging und diese sich das Kirchenvermögen einverleiben konnten, fand diese neue Lehre schnell viele Anhänger.

In der Neuzeit, insbesondere nach der französischen Revolution, nahmen liberale Gedanken in der Bevölkerung weiter zu und viele versuchten eine Trennung zwischen der Kirche und der Religion sowie dem Staat und der Untertänigkeit herbeizuführen.

Die französischen Revolutionstruppen unter Napoleon konfiszierten bekanntlich durch die Säkularisation das meiste Kirchenvermögen und verkauften es zur Mitfinanzierung ihres Krieges. Aber auch in den rechtsrheinischen Gebieten von Bayern bis Preußen gab es die Säkularisation. Auch hier wurden Klöster aufgelöst und das Kirchenvermögen eingezogen. Diese Maßnahmen richteten sich überwiegend gegen die katholische Kirche. Die evangelischen, die ja schon vorher der Weisung des Landesherren und obersten Herrn der jeweiligen Landeskirche unterstanden, erlebten noch eine Schonfrist.

Nach der Befreiung von den Franzosen wurde daher das Kirchenvermögen nicht zurückgegeben, sondern es wurde Verteilungsmasse beim Wiener Kongress. Die besonders im linksrheinischen Gebiet enteigneten Fürsten erhielten rechtsrheinisch den entsprechenden Ausgleich an Herrschaftsgebieten.

Das erstarkt aus den Kämpfen hervorgegangene Preußen wurde damit Herr über große Teile des Rheinlands. Zur Finanzierung seiner Kriegsschulden hat es den Verkauf der von den Franzosen zu Nationaleigentum eingezogenen Kirchenvermögen intensiv weiterbetrieben. Preußen war ein überwiegend evangelischer Staat und der König war auch oberster Kirchenherr. Wenn dieser Staat auch als tolerant gegenüber Andersgläubigen angesehen wird, so traf das nicht unbedingt gegen die römisch-katholische Kirche zu. Durch die großteils katholische Bevölkerung der Rheinlande wuchs der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung stark an. Die Zugehörigkeit der Katholiken zu Rom und damit der doch in religiösen Fragen bestehenden Herrschaft des Papstes passte da gar nicht ins Weltbild.

Das Drangsalieren der Kirche und die Bekämpfung des römischen Einflusses nahmen immer härtere Formen an. Gerade der Reichskanzler Fürst Bismarck entwickelte sich zu einem unversöhnlichen Gegner des Papstes. Sein Ziel war eine für das ganze Reich einheitliche Nationalkirche evangelischer Richtung unter der Führung des Kaisers. Beispielgebend war dabei sicherlich auch die anglikanische, von Rom losgesagte englische Kirche.

„Die vom Krummstab trierischer Zeit verwöhnten Moselaner wurden von den Preußen zu willfährigen Untertanen umerzogen" schrieb ein Historiker.

Die Repressalien gegen Klöster und Orden, gegen Bischöfe und Ortskirchen nahmen ab ca. 1864 massiv zu. Die Auflösung der katholischen Abteilung beim Kultusministerium und der berüchtigte „Kanzelparagraph" von 1871, der politische Äußerungen von der Kanzel grundsätzlich verbot, verschärften die Gegensätze. Mit den „Maigesetzen" und den nun fast unbeschränkten Eingriffsmöglichkeiten in innerkirchliche Belange machte sich der preußische Staat faktisch zum Vormund der Kirche. Vordergründig entzündete sich der Streit an den Besetzungsrechten der Bischofs- und Klerikerposten sowie an den kirchlichen Bildungseinrichtungen und dem religiösen Schulunterricht. Es kam vermehrt zu Verhaftungen von Bischöfen und Priestern und vakant werdende Stellen konnten nicht neu besetzt werden, da entweder der Staat die erforderliche Zustimmung verweigerte oder die Kirche sich weigerte, die von staatswegen vorgeschlagenen Personen zu wählen.

Briedel, das aus seiner früheren Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Trier und der Beherrschung durch das Kloster Himmerod ein rein römisch-katholischer Ort war, hatte nach seiner Zugehörigkeit zu Preußen zunächst - mit Ausnahme der weiteren Verkäufe der eingezogenen Kirchengüter - keine nennenswerten Behinderungen zu erleiden.

Mit der Verhaftung des Trierer Bischofs Eberhard 1874 und dessen Todes kamen die Probleme aber näher, da das Bistum dadurch bis 1881 sozusagen verwaist war. Als der Briedeler Pfarrer Damian Dillinger am 10.11.1878 starb, durfte das Bistum Trier keinen Nachfolger einsetzen. Mit Johann Planz war, bedingt durch die Erkrankung des Pfarrers, seit 1884 ein Hilfsgeistlicher in Briedel tätig. Diesem war es jedoch untersagt, religiöse Handlungen wie Messelesen, Taufen etc. vorzunehmen. So blieb die Pfarrei vakant. Einen staatlichen Weltpfarrer lehnte der Bischof und die Bevölkerung Briedels ab. Der Pfarrer Nikolaus Höffling von Pünderich verwaltete Briedel mit. Kirchliche Handlungen wie Taufen und Heiraten wurden in der Pündericher Kirche vorgenommen. Alle Eintragungen in die Kirchenbücher wurden von ihm in Pünderich in die dortigen Bücher vorgenommen. Die Briedeler mussten nach Pünderich zum Sonntagsgottesdienst. Johann Planz hielt anfangs noch Gottesdienste ab, musste diese aber einstellen oder nur im Stillen abhalten. Zeitweilig hatte er sogar Briedel verlassen. Nur ausnahmsweise an hohen Festtagen durfte dieser Nachbarpfarrer in der Briedeler Kirche eine Messe lesen.

Erst nach Einigung der Staatsführung mit dem neugewählten Papst Leo XIII. normalisierten sich die Verhältnisse langsam wieder und am 1.9.1888 wurde Johann Planz als neuer Pfarrer bestätigt und konnte seinen Dienst aufnehmen bzw. nun auch offiziell wieder handeln.

Diese staatlichen, aus dem evangelischen Preußen kommenden Repressalien gegen die Katholiken heizten auch die gegensätzlichen Abneigungen gegenüber den Evangelischen, hier der benachbarten evangelischen Gemeinde Enkirch, auf. So wurde seitens der Kirche stark polemisiert und die Auswirkungen waren noch bis in die 60-er Jahre des 20. Jh. spürbar.

Insgesamt kann man sagen, dass die Liberalen mit ihrem Kampf gegen die Zentralmacht der Kirche in Rom keinen Erfolg hatten und sich die römisch-katholische Bevölkerung nur enger aneinander schloss und das Papsttum stützte.

Während sich die Weimarer Republik gegenüber den Kirchen neutral verhielt, kam es im Dritten Reich wieder zu einer starken Gegnerschaft des Staates und einer Unterdrückung katholischer und christlicher Werte.

Die Bundesrepublik garantiert nunmehr wieder die völlige Religionsfreiheit und steht auch für uralten Vereinbarungen - Konkordate - ein. Der Zeitgeist hingegen ist stark säkular und die Bindung der Menschen an ihre Kirche, egal ob an die römisch katholische wie die evangelischen Landeskirchen lässt stark nach. Große Teile der Einwohner gehören keiner Kirche mehr an oder haben sich entstandenen Sekten angeschlossen. Auch der Anteil der Muslime ist nicht mehr zu übersehen.

Quellen:
Kißling, Johannes: Geschichte des Kulturkampfes im Deutschen Reiche, 1911
Kreisjahrbuch Cochem-Zell 1996
Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich, 1996 und 2010

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