Die Briedeler Pfarrhäuser

 

Wo die Briedeler Priester in der frühen Zeit ihren Wohnsitz hatten, ist nicht überliefert.

Spätestens nach der Inkorporation der Pfarrei in das Kloster Himmerod im Jahre 1315 war das Pfarrhaus zeitweise identisch mit dem Verwaltungssitz des Klosters.

Im 16. Jahrhundert erbaute die Pfarrgemeinde dann ein großes Pfarrhaus in der Nähe der Kirche. Dieses „alte Parf" genannte Haus beherbergte neben der Pfarrerwohnung und dem Pfarrbüro auch einen kleinen Saal. Die erste Schule war hier untergebracht.. Der Pastor unterrichtete anfangs die Kinder, hauptsächlich in Katechismus. Später kommt ein angestellter Lehrer der Gemeinde (erster urk. Nachweis 1633) dazu und die Unterrichtsfächer werden um Lesen, Schreiben und später auch Rechnen ergänzt..

Durch die Säkularisation im Zuge der französischen Annexion 1794 - 1815 wurden die klerikalen Besitztümer enteignet und eingezogen. Dann wurden sie zu Gunsten der Staatskasse versteigert. Lediglich eine Kirche und ein Pfarrhaus konnte jede Pfarrei behalten. Da das alte Pfarrhaus auch die Schule beherbergte, wurde dieses zu Eigentum der Zivilgemeinde erklärt und der Sitz des Pfarrers in den Himmeroderhof verlegt; dieser somit zum Pfarrhaus gemacht und damit erhalten. Bis dahin hatte hier der zweite Pater, der Himmeroder Gutsverwalter, seinen Sitz. Diese Funktion gab es ja nach dem Verkauf der Klosterweinberge nicht mehr. Die Zivilgemeinde sicherte sich das Gelände bis zur Graf-Salm-Straße als Bauplatz für eine neue Schule. Als Entgegenkommen erhielt der Pfarrer dann den außerhalb der alten Stadtmauer gelegenen „Pfarrgarten", heute das Gelände des Kindergartens. Nach vielen Beanstandungen durch die Schulaufsicht und nach Beschwerden beim bischöflichen Visitator wegen der räumlichen Enge, der schlechten Lichtverhältnisse und ungesunder Luft baute die Gemeinde dann 1832 die neue Schule an der Moselstraße. Der kleine Saal blieb noch lange als Bürgersaal in Nutzung.

Ein Gebäudeflügel mit dem Saal überspannte die schmale Kirchentreppe. 1889 wurde im Zuge einer Verbreiterung der Kirchentreppe der Saal der alten Parf abgebrochen. Die restlichen Räume wurden als Wohnung vermietet. Mehrere Versuche, das Gebäude gründlich zu restaurieren und ein Pfarrhaus mit Wohnung und Büro einzurichteten, scheiterten, meist am fehlenden Geld. So kam es, nachdem ein letzter durch das Denkmalamt angestoßener Sanierungsversuch 1947 nicht umgesetzt wurde, dass das Haus wegen völliger Baufälligkeit abgebrochen werden musste.

Den Pfarrern gefiel es im Himmeroderhof überhaupt nicht mehr. Eine kleine Kapelle war durch die vielen Hochwasser baufällig und wurde im Zuge der Neuerrichtung der Keller und des Wohnhauses des versteigerten Weingutes abgebrochen. Mehrfach musste die Zivilgemeinde dort Umbauten vornehmen. Die Geräusche der Arbeiter, insbesondere des Küfers bei der Herstellung von Weinfässern, störten. Als z.B. in einem Nachbarhaus ein Tanzsaal errichtet wurde, baute die Gemeinde dem Pastor in dem alten Wirtschaftsflügel des Pfarrhauses neue Wohnräume, damit er ungestört beten und sich auf den Gottesdienst vorbereiten konnte. Ihnen war auch der weite Weg und die 83 Treppenstufen vom Himmeroderhof zur Kirche zu weit und zu umständlich. Sie machten immer wieder Eingaben an das Bistum, wiesen auf die Hochwassergefahr, die ungewollten Einsichtsmöglichkeiten aus den Fenstern der Nachbarhäuser und die ungesunden Wohnräume hin, zeigten ihre Schwierigkeiten mit dem weiten Weg auf und baten, für ein neues Pfarrhaus Sorge zu tragen.

Erst 1962 hatte die Pfarrgemeinde dann den Mut, den Himmeroder Hof zu veräußeren und ein neues Pfarrhaus rechts neben der Kirche zu errichten. Hier wurden dann neben der Dienstwohnung des Pfarrers ausreichend Räume für das Pfarrbüro und die Pfarrbibliothek geschaffen. Auch ein kleiner Pfarrgarten konnte im Berghang angelegt werden.

Nach dem Zusammenschluß zur Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm war das Haus entbehrlich und es wurde privat verkauft.

Die Zivilgemeinde Briedel hatte neben dem Himmeroder Pater, der die Pfarrerfunktion ausübte, noch einen weiteren weltlichen Geistlichen eingestellt, weil ein Priester nicht genug sonntägliche Messen für die Einwohner halten durfte. Für dessen Einkommen wurde eine gemeindliche Stiftung, die „Frühmesserstiftung" eingerichtet, aus deren Erträgen dieser Priester seinen Lebensunterhalt zog. Neben mehreren Weinbergen, Äckern und Wiesen gehörte dazu das Frühmesserhaus, ein für damalige Verhältnisse sehr großes und repräsentatives Anwesen. Heute Hauptstraße 78 mit dem dahinter liegenden Flügel. Das Vermögen der Frühmesserstiftung, das Frühmesserhaus und die Weinberge, wurden auch im Zuge der Säkularisation versteigert, obwohl die Gemeinde daran Rechte geltend machte. Einsprüche und ein Prozess konnten dieses Vermögen nicht für die Kommune retten, obwohl die Frühmesserstiftung von der Zivilgemeinde eingerichtet und dotiert worden war sowie die weiteren Zustiftungen nicht direkt kirchlich/pfarrlich gebunden waren.

 

Drucken