Prozessionen und Wallfahrten

Hermann Thur 2/2015

 

Aus den alten Aufzeichnungen erfahren wir über die vielfältigen Prozessionen.

Bei der Spendung der Sterbesakramente und bei der Krankenkommunion gingen oft Gläubige mit dem Pfarrer von der Kirche zum Wohnhaus. 1328 erteilte der Erzbischof Balduin sogar allen Briedelern einen 40-Tage-Ablass, der den Leib des Herrn auf dem Hin- und Rückweg begleitete.

Fronleichnam um das Dorf.
Dabei wurden vier große Außenaltäre von den Gläubigen an den Außenecken des alten Dorfkernes errichtet und mit frischen Blumen geschmückt. Die Pfarrkinder stellten ferner vor ihren Häusern kleinere Altäre auf. Auf der gesamten Zugstrecke wurden „Maien" (frisch belaubte Zweige) an den Hauswänden aufgestellt und die Straße wurde mit „Schämelchen" (abgestrippten Farnblättern) die die Kinder in den Vortragen im Wald gesammelt hatten, gestreut. Dazu gab es dann noch viele Blumenbilder, die in mühevoller Arbeit von den Anwohnern gestaltet wurden.

Bittprozessionen
Diese 4 Bittgänge gingen in früher Zeit zur Marienburg, nach Reilkirchen, nach Zell und nach Pünderich. In den späteren Jahren verkürzten sich die Strecken und es ging nur noch rund um den Ort.

Reilkirchen war in der frühen Zeit ein gerne besuchter Wallfahrtsort. Viermal im Jahr zogen die Briedeler in großer Prozession mit Fahnen betend zu diesem rund 5 Kilometer entfernten Heiligtum. Am 2. Sonntag nach Ostern und am 3. Sonntag nach Pfingsten wurde dabei auch das Allerheiligste in der alten Turmmonstranz mitgeführt. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen war bei einer dieser Wallfahrten zur Reilkircher Kirchweih die Zivilgemeinde verpflichtet, das Pulver für die Böllerschüsse zu stellen sowie den Pfarrer, die Messdiener und die Fahnenträger mit Speis und Trank zu versorgen. Notizen in den Büchern sprechen von nur äußerlicher Anteilnahme, von wenig Andacht bei der ausgelassenen Jugend, von Versäumnis der hl. Messe wegen Aufsuchen von Gesellschaften etc. 1750 wurde sogar der Briedeler Fahnenträger in einem Streit von einem auswärtigen Wallfahrer mit dem Messer so schwer verletzt, dass er an den Wunden verstarb. Bald darauf wurde diese Wallfahrt eingestellt. Das Reiler Kreuz, ein Pestkreuz von 1643, war an diesem Wallfahrtswege aufgestellt und hat danach seinen Namen.

Marienburg
Die Marienburg, früher die Peterskirche, war die Mutterpfarrkirche der Ortes im Zeller Hamm. Nach der Schenkung Briedels an das Bistum Metz schied unsere Pfarrei aus diesem Verbunde aus. Trotzdem war sie über viele Jahrhundert hinweg, außer den Perioden, in denen dort oben keine Kirche bzw. Kein Kloster war, Ziel von Prozessionen. Noch heute findet jährlich in der Osterwoche ein Jugendkreuzweg sternförmig aus allen Hamm-Gemeinden nach dort statt. 1720 wurden einige Briedeler Junggesellen vom Sendgericht verurteilt, weil Sie auf der Marienburg zu den Klängen eines lutherischen Spielmannes getanzt hätten.

Klausen hatte sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Marien-Wallfahrtsort entwickelt. In den schweren Zeiten der Pest gelobten die Briedeler dann auch ab 1656 eine jährliche Wallfahrt nach Klausen, wenn die grassierende Pest zurückgehe und die Bevölkerung verschont bliebe. Der Brauch, der im Laufe der Jahre eingeschlafen war, wurde 1759, ausgelöst durch eine Thypus-Epedemie wiederbelebt.

Die Teilnahme an dieser doch sehr mühevollen Wallfahrt ging langsam zurück. Bei einer 1842-1844 herrschenden Viehseuche gelobte dann die Gemeinde wiederum eine Wallfahrt zu unternehmen und die Gläubigen stifteten jährlich für eine Kerze. Wie das Kirchenbuch berichtet, hörte die Seuche sofort auf. In den ersten 15 Jahren nahm aus jeder Familie zumindest eine Person teil.

Wegen des weiten Weges war in Klausen eine Übernachtung erforderlich. Dazu standen dort entsprechende Schlafsääle zur Verfügung. Eine junge Briedeler Frau wurde 1783 vom kirchlichen Sendgericht verurteilt, weil sie in Klausen zwischen zwei Männern gelegen habe.

Im 20. Jahrhundert wurde diese Wallfahrt teilweise mit dem Zug unternommen. 1941, die religiösen Prozessionen waren von den Nazis seit 1937 verboten, zog es die Briedeler doch wieder still und leise nach Klausen. Der Pastor notiert, dass er überrascht war wieviele Briedeler an der Pilgermesse in Klausen teilnahmen. 1946 fand wieder eine offizielle Wallfahrt statt. Mit der Moselbahn gings bis Niederemmel. Von dort zu Fuß nach Klausen. Über 500 Teilnehmer, darunter sehr viele Männer und Jugendliche, gingen mit, verzeichnet der Pastor in der Pfarrchronik.

1981 wurde, teils aus sportlich- freizeitlichen Anlässen heraus, wieder eine Fußwallfahrt ins Leben gerufen. Zusammen mit den Nachbargemeinden ziehen im Mai bis zu 200 Gläubige betend und plaudernd die 36 Kilometer nach Eberhardsclausen. Für ältere und Fußkranke gehts im September mit dem Bus nach Klausen.

 

 

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