Wildschweinjagd

Aus dem Wittlicher Kreisblatt von 1892

 

Trarbach, 19. April. Aus Briedel wird der "Trarb.Ztg." folgende interessante Geschichte gemeldet:

Auf der Briedeler Erde tritt das Schwarzwild in diesem Jahre zahlreicher auf als in den Vorjahren und richtet in den Kartoffelfeldern großen Schaden an. Kartoffeln, die heute eingepflanzt werden, sind morgen wieder größtenteils ausgestoßen; und wird die Arbeit von Neuem aufgenommen, so hat sie denselben Erfolg. Mit Eprenteln, Scheuchen, starkriechenden Erdölen usw. werden vergebliche Versuche gemacht, das Vieh zu vertreiben. Es rücken daher bei jedem Abend drei Mann mit Hörnern und Waffen aus ins Kartoffelland und ziehen nachts lärmend und schreiend um die Felder, wie einst die Israeliten um Jericho. Eine Nachbargemeinde läßt sogar dort eine Hütte errichten, um den Wächtern nach ihrem Rundgange darin Schutz vor der Unbill der Witterung zu bieten. Am 16. April wurde nun ein großes Treiben veranstaltet, um endlich mit dieser Landplage aufzuräumen. Die Gemeinde Briedel hatte 150 Treiber aufgeboten, gegen 40 Jäger hatten sich eingefunden und ein großes Morden sollte beginnen. Aber alle Treiben verliefen resultatlos, kein Borstenträger ließ sich blicken. Als sich der ganze Troß auf dem letzten Sammelplatz einfand, wollten sie sich an den schon im voraus dorthin geschafften Mundvorräten für das schmähliche Jagdpech entschädigen. Doch, o Graus! auch hier wieder Pech, das Faß war leer und ließ sich keinen Tropfen entlocken. Niemand wußte Auskunft über den Verbleib des edlen Nasses. Sollten wohl gar Schweine diesen Schabernack gemacht haben? Mit trockenen Kehlen und trüber Stimmung zogen sie dann heimwärts.

Nachsatz:
Nach einer Treibjagd im Jahre 2005 äußerte sich ein Treiber:
"Die Jäger haben heute mehr Blei in den Wald geworfen, als sie an Fleisch mit nach Hause holten."

 

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